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Autor: Dr.-Ing. Marcus Jenke

Usability-Anforderungen für Medizinprodukte auf dem chinesischen Markt gemäß NMPA

Usability-Anforderungen der NMPA

NMPA Usability-Anforderungen für Medizinprodukte auf dem chinesischen Markt

Was Hersteller wissen müssen

November 2025

Executive Summary

Kopie von auditive Visual Haptical Feedback 3

Seit dem 8. Oktober 2024 ist die aktualisierte NMPA Usability & Human Factors Guideline in Kraft. Diese fordert im Rahmen der Medizinproduktezulassung in China klare Nachweise, dass Medizinprodukte sicher bedient werden können – unter Berücksichtigung chinesischer kultureller und sprachlicher Rahmenbedingungen. Dieser Artikel erläutert, welche Produkte betroffen sind, welche Anforderungen gelten und wie Sie diese erfolgreich erfüllen. Hierbei wird die empfohlene Vorgehensweise unserer Experten detailliert und anhand von konkreten Beispielen erläutert.

1Die Rolle der NMPA im Usability-Zulassungsprozess

Bei der zuständigen Aufsichtsbehörde handelt es sich um die National Medical Products Administration (NMPA) – die chinesische Behörde zur Regulierung und Überwachung von Arzneimitteln, Medizinprodukten und Kosmetika. Sie ist seit 2018 die Nachfolgeorganisation der CFDA (China Food and Drug Administration) und Teil der State Administration for Market Regulation (SAMR). Im Zusammenhang mit Medizinprodukten unterhält die NMPA verschiedene nachgeordnete Organisationen und Zentren, darunter das CMDE (Center for Medical Device Evaluation).

Das CMDE ist eine spezielle Einheit innerhalb der NMPA, die die Anzeige- und Zulassungsverfahren für Medizinprodukte aller Klassen technisch prüft und bewertet und auch für das Thema Usability zuständig ist. Ähnlich wie die amerikanische FDA (Food and Drug Administration) hat die NMPA eigene Gebrauchstauglichkeitsanforderungen (Usability Requirements) definiert und diese in Form von Guideline Dokumenten veröffentlicht. Die chinesischen Originaldokumente können Sie hier frei zugänglich herunterladen.

Eine Expertengruppe mit intensiver Mitwirkung durch USE-Ing. Experten hat eine kommentierte, englische Übersetzung des chinesischen Originaltextes erstellt, welches Sie hier frei zugänglich herunterladen können.

NMPA Usability Engineering Anforderungen

2Für welche Produkte gilt die NMPA Usability Guideline?

Die NMPA Usability Guideline ist prinzipiell auf Medizinprodukte aller Klassen anwendbar. Allerdings fordert die Guideline ausschließlich Usability Dokumentation für Medizingeräte der Klassen II und III. In Übereinstimmung mit IEC 62366-1:2015 wird in der Guideline nicht ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Kombinationsprodukte aus Arzneimitteln und Medizinprodukten in den Anwendungsbereich fallen. Auf der Grundlage diverser Textpassagen der Guideline (insbesondere Abschnitt VI.(IV)) kann jedoch davon ausgegangen werden, dass die dargelegten Grundsätze auch für alle Medizinprodukte der Klassen II und III gelten, die Teil oder Bestandteil eines als Arzneimittel regulierten Produkts sind. In-vitro-Diagnostik-Reagenzien bleiben vom Anwendungsbereich ausgeschlossen.

Es ist zu erwähnen, dass die chinesische Risikoklassifizierung nicht deckungsgleich mit der US-amerikanischen oder europäischen Klassifizierung ist. Diese Risikoklassifizierung steuert allerdings den Umfang der durchzuführenden Usability-Aktivitäten maßgeblich, insbesondere in Bezug auf Usability Tests mit repräsentativen Anwendern. Die folgende Tabelle zeigt den in der Guideline enthaltenen Produktkatalog für Produkte der high Use-Risk Klasse aus Sicht der NMPA für welche unter bestimmten Voraussetzungen summative Usability Tests durchgeführt werden müssen (siehe Kapitel 3).

Product Name

  • Cardiac radio-frequency ablation equipment
  • Cardiac radio-frequency ablation catheter
  • Radio-frequency ablation equipment for cardiac surgery
  • Radio-frequency ablation forceps/pen for cardiac surgery
  • Surgical navigation and positioning system (with robotic arm and end effector)
  • Endoscopic surgical system
  • Control system for vascular interventional surgery
  • Therapeutic ventilator
  • Home healthcare environment ventilator
  • External defibrillation equipment
  • Haemodialysis equipment
  • Continuous blood purification equipment
  • Artificial liver device
  • Implantable circulation assistance equipment
  • Implantable drug infusion equipment
  • Syringe pump (Class III)
  • Needle-free injectors
  • Infusion pump (Class III)
  • Insulin pump (Class III)

Tabelle: Produktkatalog für Produkte der high Use-Risk Klasse – aus NMPA Guideline (Stand 10/2024)

3Umfang der Usability Aktivitäten & Dokumentation

Welcher Umfang an Usability Engineering Aktivitäten von der NMPA erwartet wird, hängt vor allem von den folgenden Aspekten ab:

  • der Nutzungsrisikoklasse des Medizinproduktes (Use-Risk Level)
  • dem Vorhandensein von vergleichbaren Äquivalenzprodukten, welche sich bereits auf dem chinesischen Markt befinden
  • Verfügbaren Mensch-Produkt-Interaktionsinformationen über identifizierte Äquivalenzprodukt

In Abhängigkeit dieser Variablen erwartet die NMPA die Einreichung eines der folgenden zwei Dokumente:

  • Use Error Evaluation Report
  • Usability Engineering Research Report

Das folgende Ablaufdiagramm schildert das empfohlene Vorgehen zur Bestimmung des Usability Engineering Aufwands.

Im Folgenden werden die Teilschritte im Detail erörtert.

Schritt 1: Bestimmung der Nutzungsrisikoklasse des Medizinproduktes (Use-Risk Level)

 

Zu Beginn ist das Use-Risk-Level des Produkts zu bestimmen. Hierbei folgt die NMPA dem gängigen Vorgehen sowohl der FDA als auch der IEC 62366-1, indem sie betont, dass aufgrund der meist fehlenden Datengrundlage bei der Risikoklassifikation der Fokus auf den Schweregrad des Schadens und nicht auf die Eintretenswahrscheinlichkeit gelegt werden soll. Insbesondere folgt die NMPA dem Ansatz der bereits durch die FDA bekannten Critical Tasks. Hierbei definiert die NMPA wie folgt:

  • Der falsche Gebrauch von Medizinprodukten der Klasse II (medium Use-Risk) kann zu leichten Verletzungen führen.
  • Der falsche Gebrauch von Medizinprodukten der Klasse III (high Use-Risk) kann zu schweren Verletzungen oder zum Tod führen. Dieses Konzept ähnelt dem Critical Task-Ansatz der FDA.

Als Indikatoren für ein high Use-Risk Produkt gelten laut NMPA zudem die folgenden Merkmale:

  • Völlig neue Anwendungsarten
  • Lange Einarbeitungszeiten
  • Verwendung durch Laien
  • Hohe Komplexität der Bedienung

Darüber hinaus kann das Use-Risk-Level eines Medizinprodukts auch anhand von Post-Market Surveillance Daten und Recalls bestimmt werden:

  • High Use-Risk-Level: Bei schwerwiegenden, unerwünschten Ereignissen (adverse events) oder Rückrufen (recalls) der Klasse I im Zusammenhang mit Problemen bei der Anwendung ähnlicher Medizinprodukte nach dem Inverkehrbringen.
  • Medium Use-Risk-Level: Bei unerwünschten, Ereignissen oder Rückrufen der Klasse II im Zusammenhang mit Problemen bei der Anwendung ähnlicher Medizinprodukte nach dem Inverkehrbringen.
  • Low Use-Risk-Level: Wenn keine unerwünschten Ereignisse oder nur Rückrufe der Klasse III oder keine Rückrufe im Zusammenhang mit Problemen bei der Anwendung ähnlicher Medizinprodukte nach dem Inverkehrbringen vorliegen.

Die Bewertung orientiert sich inhaltlich an der ISO 14971:2019. Ergebnis ist eine Einordnung, ob ein Medizinprodukt mit high Use-Risk-Level vorliegt oder nicht.

Schritt 2: Äquivalenzprodukt-Analyse auf dem chinesischen Markt

Handelt es sich bei dem zu entwickelnden Medizinprodukt um kein Produkt mit high Use-Risk Level, kann der Usability Engineering Prozess verkürzt werden und direkt ein Use Error Evaluation Report angefertigt werden.

Liegt allerdings ein Produkt mit high Use-Risk-Level vor, ist eine Äquivalenzprodukt-Analyse auf dem chinesischen Markt durchzuführen. Hierfür ist eine systematische Recherche durchzuführen, ob im chinesischen Markt bereits äquivalente Produkte vorhanden sind. Relevante Quellen sind insbesondere NMPA-Registrierungen und öffentlich zugängliche Produktinformationen.

Definieren Sie klare Kriterien, womit die Äquivalenz begründet wird. Diese können zum Beispiel die folgenden Aspekte umfassen:

  • Übereinstimmung in Bezug auf intended use,
  • Übereinstimmung in Bezug auf intended user profiles,
  •  Übereinstimmung in Bezug auf Funktionsprinzipien und
  • Übereinstimmung in Bezug auf charakteristischen UI-Merkmalen (Bedienelemente, Anzeigen und Labels)

in Kombination mit äquivalenten Arbeitsaufgaben und -abläufen.

Die Recherche ist nachvollziehbar zu dokumentieren, einschließlich Suchstrategie, herangezogener Quellen, identifizierter Produkte und der Begründungen für Ein- oder Ausschluss. Existiert ein Äquivalenzprodukt in China, sollten gezielt Daten zur Mensch-Produkt-Interaktion bezüglich dieses Produktes erhoben und aufbereitet werden, etwa in Form eines Comparative Evaluation Reports, der Teil des Usability Engineering Research Reports sein kann.

Schritt 3: Summative Usability-Evaluation

 

Wenn kein Äquivalenzprodukt nachweisbar ist, ist die Validierung in Form eines summativen Usability-Tests vorgesehen. Dies kann sowohl Inhouse als auch durch einen externen Usability Testing Dienstleister (Agentur / Prüflabor) erfolgen. Die NMPA betont hierbei allerdings klar, dass die an der Durchführung beteiligten Personen Expertise auf dem Gebiet des Usability Testing medizinischer Produkte und Geräte besitzen müssen und dass die Evaluation nicht durch Personen erfolgen darf, die Teil des Entwicklungsteams sind oder waren. Die summative Usability-Evaluation ist als validierende Studie anzulegen.

Hierfür sind repräsentative, chinesische Nutzer gemäß den intended user profiles zu rekrutieren. Die NMPA empfiehlt ähnlich wie die FDA die Durchführung des Usability Tests mit 15 Probanden je relevanter Nutzergruppe. Hinsichtlich der Durchführung des Usability Tests ist im Sinne eines simulated use tests auf die realitätsnahe Simulation der Nutzungsumgebung (use environment) zu achten. Dabei sind Labels, Gebrauchsanweisungen und notwendige Produkt-Trainings sind in der vorgesehenen Marktausprägung ebenfalls zu berücksichtigen.

Achten Sie hierbei auch auf ein eventuell notwendiges Trainings-Decay. Analog zu anderen Standards und Guidelines sind Use Errors, Close Calls und Use Difficulties zu erfassen und hinsichtlich Root Causes zu analysieren. In Zusammenarbeit mit dem Risikomanagement ist hierdurch eine ausreichende Datenbasis zum Nachweis der Funktionsfähigkeit der Risk Control Measures und hinsichtlich der Akzeptanz des Restrisikos zu generieren. Sind die Daten ausreichend, gilt es, den Usability Engineering Research Report zusammenzustellen.

4Wie sind der Use Error Evaluation Report und der Usability Engineering Research Report aufgebaut?

Je nach vorliegendem Fall stellt entweder der Use Error Evaluation Report oder der Usability Engineering Research Report die gesamte Argumentationskette und Evidenzlage in Bezug auf den sicheren und effektiven Gebrauch für die NMPA dar. Die folgende Tabelle zeigt die in der Guideline enthaltenen Empfehlungen zur Gliederung der beiden Dokumente:

Use Error Evaluation Report

  1. Basic information
  2. Level of risk of use
  3. Core elements

4a. Analysis of post-market use problems of similar medical devices

5a. Use-risk management

6a. Conclusion

Usability Engineering Research Report

  1. Basic information
  2. Level of risk of use
  3. Core elements

4b. Usability Engineering Process

5b. User interface requirements specification

6b. Use-risk management

7b. Verification and Validation of the User Interface

8b. User interface traceability analysis

9b. User training scheme

10b. Conclusion

Im Folgenden werden die einzelnen Kapitel näher der beiden Dokumente jeweils vertiefend erläutert (Use Error Evaluation Report (a), Usability Engineering Research Report (b).

Kapitel 1: Basic information

Beide Dokumente beginnen mit den Basic Information. Der Inhalt ist mit dem der Use Specification vergleichbar und bezieht sich vor allem auf allgemeine Produktbeschreibungen. Benutzerprofile und die Beschreibung der Nutzungsumgebung (use environment) sind allerdings in Kapitel 3 „Core elements“ aufzuführen.

Kapitel 2: Level of risk of use

Im Kapitel Level of risk of use ist die Herleitung des use risk levels für das vorliegende Produkt klar und nachvollziehbar dazulegen. Dieses Kapitel ist im Vergleich zur IEC 62366-1 und zur FDA Guidance neu und geht über die gängige Dokumentation in der Usability Engineering File hinaus. Ein risikobasierter Ansatz ist zwar auch in IEC 62366-1:2015 hinsichtlich der Auswahl von Hazard-related Use Scenarios oder der Definition von Critical Tasks gemäß FDA Guidance vorhanden, aber hier wird eine ausführlichere Begründung der Risikoeinschätzung gefordert.

Kapitel 3: Core elements

Im Kapitel Core elements fordert die NMPA die Erstellung von Use Scenarios im Sinne einer Abfolge von Mensch-Produkt-Interaktionen. Zusätzlich zu den Anforderungen der IEC-Norm sollten diese auch textliche und/oder bildliche Verweise auf das User Interface enthalten. Die Use Scenarios sollten außerdem detaillierte Beschreibungen der Anwendungssituationen (Use settings) und Umgebungsbedingungen (Environmental conditions) enthalten. Eine wesentliche Erweiterung gegenüber der IEC 62366-1 ist die Einordnung der betrachteten User Tasks entlang von drei zentralen Dimensionen: Kritikalität (Criticality), Dringlichkeit der Bedienung (Operation Urgency) und Häufigkeit der Bedienung (Operation Frequency). Diese detaillierte Einstufung unterstützt im Rahmen der NMPA-konformen Aufgabenanalyse die systematische Identifikation potenzieller Risiken.
Use scenarios and user task classification dimensions NMPA

Praktische Beispiele zur grundsätzlichen Veranschaulichung der Klassifizierung verschiedener User Tasks

Infusion pump

Infusionspumpe
Einstellung der Durchflussrate (Flow Rate)

User Task Klassifizierung:

  • Critical,
  • Non-urgent,
  • Non-frequent 

Begründung:

Kritikalität – Die Einstellung der Durchflussrate bestimmt die verabreichte Medikamenten- oder Flüssigkeitsmenge. Ein falsch eingestellter Wert kann zu Über- oder Unterinfusion führen und unmittelbar kritische physiologische Zustände verursachen (z. B. Hypotonie, Hyperkaliämie, Schock, Atemdepression – abhängig vom Wirkstoff). Die Aufgabe ist daher critical.

Dringlichkeit der Bedienung – Die Einstellung wird in der Regel nicht unter Zeitdruck vorgenommen. Sie erfolgt vor Therapiebeginn oder bei planmäßiger Anpassung. Obwohl der potenzielle Schaden hoch ist, besteht üblicherweise kein Sekunden- oder Minutendruck während der Eingabe. Die Aufgabe ist daher non-urgent.

Häufigkeit der Bedienung – Das Einstellen oder Ändern des Flow Rates ist nicht kontinuierlich erforderlich. Es handelt sich um eine episodische Handlung, die beim Start der Infusion oder bei einzelnen Therapieanpassungen ausgeführt wird. Die Aufgabe ist daher non-frequent.

Ventilator

Beatmungsgerät

Sofortige Sauerstoffsteigerung hinzuführen

User Task Klassifizierung:

  • Critical,
  • Urgent,
  • Non-frequent

Begründung:

Kritikalität – Die Sauerstoffkonzentration wirkt unmittelbar auf die Oxygenierung des Patienten. Eine unzureichende Erhöhung des O₂-Anteils kann schnell zu Hypoxie führen, die akute Organschäden oder Kreislaufversagen verursachen kann. Diese Aufgabe ist daher critical.

Dringlichkeit der Bedienung – Die Notwendigkeit zur Erhöhung der Sauerstoffzufuhr entsteht oft plötzlich, z. B. bei Sättigungsabfall, Ateminsuffizienz oder unerwarteter klinischer Verschlechterung. In diesen Situationen muss innerhalb von Sekunden reagiert werden. Die Aufgabe ist daher urgent.

Häufigkeit der Bedienung – Eine sofortige Sauerstoffsteigerung wird nicht routinemäßig durchgeführt. Sie tritt nur bei klinischen Komplikationen oder instabilen Patientenzuständen auf. Damit ist die Aufgabe non-frequent.

3

Patientenmonitor

Bestätigung eines Alarms

User Task Klassifizierung:

  • Non-critical,
  • Non-urgent,
  • Frequent

Begründung:

Kritikalität – Die Alarmbestätigung beeinflusst nicht unmittelbar die physiologischen Parameter des Patienten. Sie dient der Systeminteraktion, nicht der direkten Therapieanpassung. Der potenzielle Schaden entsteht erst indirekt – etwa durch Alarmmüdigkeit oder übersehen kritischer Alarme. Die Aufgabe ist daher non-critical.

Dringlichkeit der Bedienung – Die Bestätigung eines Alarms ist nicht zeitkritisch, da die klinisch relevante Handlung (z. B. Intervention bei kritischem Zustand) unabhängig von der Alarmquittierung erfolgen muss. Die Bestätigung dient primär der Alarmverwaltung und nicht der unmittelbaren Patientenstabilisierung. Die Aufgabe ist daher non-urgent.

Häufigkeit der Bedienung -Alarmquittierungen treten in klinischen Umgebungen – insbesondere auf Intensivstationen – sehr häufig auf. Die hohe Alarmrate führt zu regelmäßiger Interaktion mit dem Alarminterface. Die Aufgabe ist daher frequent.

Kapitel 4a : Analysis of post-market use problems of similar medical devices

Dieser Analysebericht kann im Zuge einer klinischen Literaturrecherche erstellt werden und enthält dabei üblicherweise Angaben zum Untersuchungsgegenstand der Recherche (dem Medizingerät), zum Ablauf und Inhalt der Recherche (Wie wurde vorgegangen und welche Quellen wurden durchsucht?) sowie zu den erzielten Ergebnissen (hier ist eine Dokumentenliste zu erstellen sowie Volltexte mit einzureichen). In der Regel sollte die Recherche die vergangenen fünf Jahre abdecken. Es ist zu beachten, dass der Umfang der Literaturrecherche sowohl die wichtigsten globalen Datenbanken zu Vorkommnissen (adverse events) und Produktrückrufen (recalls) medizinischer Geräte als auch chinesische und internationale Literaturdatenbanken umfassen sollte.

Kapitel 4b : Usability engineering process

Die NMPA fordert in diesem Kapitel die Veranschaulichung des projektspezifischen Usability-Engineering-Prozesses anhand eines Flussdiagramms. Ein Inhaltsverzeichnis für die Usability-Engineering-Akte soll ebenfalls zur Verfügung gestellt werden, sowie eine kurze Beschreibung der Inhalte und Anforderungen jeder im Prozess durchgeführten Aktivität.

Kapitel 5a & 6b: Use-risk management 

Die NMPA-Richtlinie fordert die Einreichung der Risikomanagement­dokumentation für das zuzulassende Medizingerät inklusive der klaren Kennzeichnung der darin enthaltenen nutzungsbezogenen Risiken (use-related risks). Alternativ kann eine eigene nutzungsbezogene Risikomanagementakte eingereicht werden. Das nutzungsbezogene Risikomanagement sollte eine Analyse der bereits auf Grund von Post-market Surveillance Daten bekannten Use Errors ähnlicher Medizinprodukte enthalten. Zudem sollte es eine umfassende Risikoanalyse aller bekannten Use Errors des eingereichten Medizinprodukts sowie der jeweiligen Risikokontrollmaßnahmen (risk control measures) abdecken, um nachzuweisen, dass das verbleibende nutzungsbezogene Restrisiko akzeptabel ist.

Kapitel 5b: User interface requirements specification

Hier wird die Darlegung der Spezifikationen der User Interface Anforderungen des Medizingerätes gefordert, was vergleichbar mit Kapitel 5.6 der IEC 62366-1:2015/AMD1:2020 ist. Wenn keine separate Spezifikationsdatei für die Benutzerschnittstelle vorliegt, kann die Produktspezifikationsdatei unter Angabe der enthaltenen User Interface Specification vorgelegt werden.

Kapitel 7b: Verification and Validation of the User Interface

Die NMPA fordert hier, den Inhalt und die Anforderungen der Evaluationsaktivitäten im Zusammenhang mit der Verifizierung und Validierung des User Interfaces des Medizingerätes zu beschreiben. Der Begriff „Verfication“ wird größtenteils mit der formativen Evaluation und „Validierung“ mit der summativen Evaluation gleichgesetzt. Im Vergleich zu anderen Normen und Richtlinie ist hervorzuheben, dass die NMPA-Richtlinie die Vorlage einer User Interface Verification fordert, was sinngemäß der formativen User Interface Evaluation des Medizingerätes entspricht. Wird eine vergleichende Bewertung (comparative evaluation) mit einem Äquivalenzprodukt durchgeführt, ersetzt diese den Plan und den Bericht des summativen Usability-Tests.

Kapitel 8b: User interface traceability analysis

An dieser Stelle wird die Erstellung und Einreichung eines User Interface Traceability Analysis Report gefordert, der die Beziehungen zwischen den Anforderungen an die Benutzerschnittstelle (User Interface), dem Design, der Verifizierung (formative Evaluationen) und Validierung (summative Evaluation) sowie dem Risikomanagement transparent und nachvollziehbar macht. 

Das Kapitel 8b „User interface traceability analysis“ ist im Vergleich zu anderen gängigen Usability-Normen und -Richtlinien ein Novum. Wir empfehlen die Ausarbeitung einer Matrix-Struktur, welche alle zuvor genannten Aktivitäten aufzeigt und in Referenz setzt. Dies wird durch ausführliche Beschreibungen der Zusammenhänge zwischen den einzelnen Aktivitäten ergänzt, die erläutern, wie die einzelnen Aktivitäten ineinandergreifen.

Kapitel 9b: User training scheme

Falls zutreffend soll hier ein Trainingsschema für das zuzulassende Medizingerät ausgearbeitet werden, welches den Anwendertrainingsplan (User Training Scheme), die verwendeten Materialien, Methoden und Trainer erläutert sowie die Evaluation der Trainingseffektivität nachweist.

Kapitel 6a & 10b: Conclusion 

Hier ist abschließend kurz der gesamte Usability-Engineering-Prozess zu beschreiben, quasi in Form einer Management Summary. Insbesondere ist darzulegen, inwiefern die nutzungsbezogenen Restnutzungsrisiken auf ein akzeptables Maß reduziert wurden, und die Sicherheit und Effektivität des User Interfaces gegeben ist.

5Wann sind Usability-Tests in China durchzuführen?

Ob summative Usability-Tests mit dem Medizingerät durchzuführen sind, ergibt sich aus der in Kapitel 3 „Umfang der Usability Aktivitäten & Dokumentation“ beschriebenen Entscheidungslogik, wobei Use-Risk-Level und verfügbare Datenbasis in Bezug auf Äquivalenzprodukte entscheidend sind. Bei Produkten mit high Use-Risk und ohne belastbares Äquivalenzprodukt erwartet die NMPA in der Regel eine summative Usability-Evaluation in Form von simulated use tests mit chinesischen Anwendern in einem ausreichend simulierten chinesischen Nutzungskontext / Simulationsumgebung. Die Richtlinie fordert mindestens 15 chinesische Teilnehmer pro relevanter Benutzergruppe, um Use Errors verlässlich zu identifizieren.

Die Richtlinie sieht eine sorgfältige Auswahl der Teilnehmer, gegebenenfalls Schulungen und Datenerfassung mit dem Schwerpunkt auf die Critical Tasks vor. Die Richtlinie betont, dass Personen, die häufig an Usability-Tests desselben Geräts oder anderer Geräte desselben Herstellers teilnehmen, ausgeschlossen werden sollten. Interessant im Vergleich zu anderen Richtlinien ist, dass die NMPA-Richtlinie explizit eine Begründung erwartet, wenn keine Geräteschulung für die Test-Teilnehmer erforderlich ist. Die Testberichte sollten detaillierte Angaben zu den Zielen, Simulationsbedingungen, Ergebnissen in Bezug auf Use Errors und damit verbundene Root Causes sowie etwaigen Abweichungen enthalten. 

Steht fest, dass Usability-Tests in China erforderlich sind, stellt sich die Frage nach der praktischen Umsetzung. Die NMPA schreibt kein konkretes Qualifikationsprofil vor, formuliert aber klare Anforderungen an die Qualifikation und Unabhängigkeit der die Tests durchführenden Personen – Die Evaluation soll von Personen mit nachweisbarer Erfahrung im Usability Testing von Medizinprodukten geplant, durchgeführt und ausgewertet werden. Stark in die Entwicklung involvierte Mitglieder des herstellenden Unternehmens sollen nicht mit der Durchführung betraut werden. 

Für internationale Hersteller haben sich in der Praxis im Wesentlichen zwei Umsetzungsmodelle etabliert:

  • Auf China-spezialisierte Usability-Prüflabore

    Durchführung der Studie durch Partner mit erfahrenem Usability-Testing Personal und eigener Infrastruktur (Labore, Rekrutierungspanel), enger inhaltlicher Abstimmung mit dem zentralen Usability-Team des Herstellers.

  • Herstellerinterne Durchführung über lokale Niederlassungen
    Durchführung in einer chinesischen Niederlassung oder einem unternehmenseigenen Usability-Labor, sofern die moderierenden Personen unabhängig vom Entwicklungsteam sind und über ausreichende Erfahrung im Usability Testing verfügen; häufig in Kombination mit externer Beratung zur NMPA-konformen Dokumentation.

Für die chinesische Behörde ist dabei weniger entscheidend, ob die Studie in einem Herstellerlabor, bei einem externen Prüflabor oder in einem Krankenhaus durchgeführt wird, sondern ob Design, Durchführung und Dokumentation der Evaluation nachvollziehbar zeigen, dass unter chinesischen Bedingungen alle Critical Tasks sicher beherrscht werden. Eine klare Dokumentation der Rollen (wer plant, moderiert, wertet aus), der Qualifikation der Beteiligten und der Schnittstellen zum Risikomanagement ist daher ein wesentlicher Bestandteil der einzureichenden Dokumentation.

6Fazit - So gelingt die Usability Dokumentation für die Zulassung auf dem Chinesischen Markt

Die „Guideline for Registration Review of Usability Engineering of Medical Devices“ der NMPA ist die zentrale Referenz für die Bewertung der Gebrauchstauglichkeit im chinesischen Zulassungsverfahren. Für Hersteller mit etabliertem Usability-Engineering-Prozess gemäß 62366-1:2015 bedeutet dies: Der grundlegende Ablauf – Use Specification, risikobasierte Use Scenarios, formative und summative Untersuchungen – bleibt vertraut. Die NMPA verschiebt den Schwerpunkt jedoch von einem primär internen Usability Engineering File hin zu prüffähigen Dokumenten, die im Dossier eigenständig bestehen müssen (Use Error Evaluation Report bzw. Usability Engineering Research Report). Die in Kapitel 4 dargestellte empfohlene Gliederung dieser Dokumente spiegelt genau diese Dossier-Orientierung wider. 

Für eine erfolgreiche Zulassung in China reicht es deshalb nicht, einen bestehenden IEC-62366-1-Prozess einfach „mit einzureichen“. Entscheidend ist, dass Hersteller ihren Usability-Nachweis konsequent in den NMPA-Rahmen übersetzen: mit klarem Use-Risk-Level, nachvollziehbarer Entscheidungslogik (Use Error Evaluation Report vs. Usability Engineering Research Report), gegebenenfalls China-spezifischen summativen Usability Tests sowie prüffähiger Dokumentation im Registrierungsdossier. Hersteller, die entsprechend systematisch vorgehen, erhöhen nicht nur ihre Chancen auf eine zügige Marktfreigabe. Sie stellen auch sicher, dass ihre Produkte im chinesischen Alltag von den richtigen Nutzergruppen sicher und effektiv gemäß Kennzeichnung verwendet werden – und positionieren sich damit nachhaltig in einem der wichtigsten MedTech-Märkte der Welt.

Disclaimer

Die in diesem Fachartikel dargestellten Informationen zu Normen und Richtlinien wurden nach bestem und fundiertem Expertenwissen dargelegt. Sie spiegeln hierbei rein die Meinung des Autors wider. Es kann keine Gewähr für die Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der Angaben übernommen werden. Normen und Richtlinien unterliegen regelmäßigen Überarbeitungen und Änderungen, die hier nicht immer unmittelbar berücksichtigt werden können. Dieser Artikel stellt keine verbindliche Beratung dar und ersetzt keine Prüfung der jeweils gültigen Normen und Richtlinien durch qualifizierte Fachpersonen oder offizielle Stellen. Für die Anwendung der Normen und Richtlinien und deren Auslegung sind stets die aktuell gültigen Originaldokumente sowie die zuständigen Organisationen maßgeblich.

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Als Usability-Engineering-Spezialisten unterstützen wir von USE-Ing. Sie gerne bei der Planung, Durchführung und Dokumentation von Usability-Aktivitäten in China. Sie haben Fragen? Sprechen Sie uns gerne an.

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Anpassen des Usability Engineering Prozesses gemäß IEC 62366-1

Usability Engineering Prozess

Effektives Anpassen des Usability Engineering Prozesses nach IEC 62366-1

Wie viel Aufwand ist wirklich erforderlich?

April 2025

Executive Summary

Kopie von auditive Visual Haptical Feedback 3

Dieser Artikel beleuchtet, wie sich der medizintechnische Usability-Engineering-Aufwand situationsgerecht anpassen lässt, ohne dabei die regulatorischen Anforderungen aus dem Blick zu verlieren. Der internationale Standard IEC 62366-1:2015 spezifiziert Anforderungen für den Usability-Engineering-Prozess im Rahmen der Entwicklung von Medizinprodukten. Er fokussiert sich auf die Reduktion von Anwendungsfehlern (Use Errors), die durch unzureichende Gebrauchstauglichkeit (Usability) entstehen können, und somit letztendlich ein Risiko für Patienten, Anwender oder Dritte darstellen. Dabei ist die Norm bewusst prozessorientiert aufgebaut, um unterschiedlichen Gerätetypen, Risikoniveaus und Entwicklungsumfängen gerecht zu werden. Und genau deshalb bietet die Norm einen gewissen Gestaltungsspielraum, um den Umfang der Usability Engineering Aktivitäten anzupassen und auf das jeweilige Entwicklungsprojekt maßzuschneidern.

Die Anpassung des Usability Engineering Aufwands (im Englischen auch häufig „Tailoring“ genannt) ist ein integraler und notwendiger Aspekt der Anwendung der IEC 62366-1 auf Medizinprodukte. Sie ermöglicht es Herstellern, den Usability Engineering Prozess an die spezifischen Merkmale des Medizinprodukts, insbesondere seiner Benutzerschnittstelle (User Interface), und seiner vorgesehenen Nutzung anzupassen. Durch die Berücksichtigung von Faktoren wie beispielsweise der vorherrschenden Komplexität des User Interfaces oder der Schwere des potenziellen, durch die Nutzung bedingten Schadens kann ein Hersteller Argumente ableiten, um einen angepassten, effizienten und dennoch umfassend sicheren Usability Engineering Prozess zu implementieren. Wie hierbei praktisch vorzugehen ist, wird in vorliegendem Fachartikel detailliert erläutert.

1Ziel der Aufwandsanpassung

Das Tailoring (Anpassen des Umfangs) dient dem Ziel, den Usability-Engineering-Prozess in Relation zur Art des Produkts, zum Risikoniveau und zum Nutzungskontext durchzuführen. Dabei sind vor allem Aktivitäten in voller Tiefe durchzuführen, die für die Identifikation und Risikominimierung potenzieller Use Errors notwendig sind. Der Aufwand für Dokumentation, Analyse und Evaluation lässt sich somit effizient skalieren, ohne auf zentrale Erkenntnisse zu verzichten.

Bei der Anpassung des Usability Engineering Aufwands ergibt sich für den Hersteller somit die Möglichkeit, gewisse Aktivitäten maßzuschneidern. Gleichzeitig bleibt der Hersteller allerdings in der Verantwortung die bestehenden Sicherheitsanforderungen im Rahmen der Medizinprodukteentwicklung sicherzustellen. Nimmt man eine solche Prozessanpassung vor, ist es also essentiell zu wissen, warum die jeweilige Anpassung möglich ist. Jede Anpassung sollte mit entsprechenden Argumenten hinterlegt und dokumentiert werden. Das übergeordnete Ziel bleibt – die Herstellung sicherer und effektiver Medizinprodukte. 

Usability Engineering Prozess

3Welche Faktoren beeinflussen die Anpassung und das Ausmaß der Usability Aktivitäten?

In Kapitel 4.3 der IEC 62366-1:2015 nennt der Standard mehrere Faktoren, die als Begründung für eine Anpassung des Usability Engineering Prozessaufwands im Rahmen einer vorliegenden Medizinprodukteentwicklung angeführt werden können. Dabei kann sowohl das Maß an Aufwand sowie die Auswahl der Methoden und Werkzeuge, die zur Durchführung des Usability Engineering Prozesses verwendet werden, anhand der folgenden Faktoren angepasst werden:

Umfang und Komplexität der Benutzerschnittstelle (User Interface): Der Standard erwähnt, dass der Umfang und die Komplexität des User Interfaces als Argumentationsgrundlage für die Anpassung des Usability Engineering Aufwands angeführt werden können. So erfordert ein komplexeres User Interface typischerweise einen höheren Usability Engineering Aufwand, um relevante Use Errors zu identifizieren und zu mitigieren, als ein einfaches. Die Begriffe „Umfang“ und „Komplexität“ lassen sich hierbei verschiedenartig interpretieren und können unter anderem Aspekte wie Heterogenität oder Anzahl der Interaktionselemente beinhalten.

Schweregrad des Schadens, der mit dem Gebrauch des Medizinprodukts verbunden ist: Dies folgt der Argumentationsgrundlage, dass Produkte, deren Fehlbedienung zu schwerem Schaden führen kann, einen intensiveren Usability Engineering Prozess zur Risikominimierung durchlaufen sollten, als Produkte mit einem potenziell niedrigen Schadensschweregrad. Antworten liefern hier vor allem die Schweregraddefinitionen der hausinternen Risikomatrix sowie die detaillierte Analyse der hazard-related use scenarios.

Ausmaß oder Komplexität der Use Specification: Eine breite oder umfangreiche Variation an vorgesehenen Anwendungen, Nutzern oder Nutzungsumgebungen deuten auf die Notwendigkeit eines hohen Usability Engineering Prozessaufwands hin, während einfache Gebrauchsspezifikation mit nur einer Nutzergruppe und einer klar abgrenzbaren Nutzungsumgebung gegebenenfalls einen geringeren Aufwand rechtfertigen können.

Vorhandensein einer Benutzerschnittstelle unbekannter Herkunft (UOUP): Besitzt ein Medizinprodukt eine Benutzerschnittstelle unbekannter Herkunft gemäß der UOUP Definition in IEC 62366-1:2015 (Annex C) kann der dort dargelegte, deutlich reduzierte Usability Engineering Prozess angewendet werden, um die Aufwände zu reduzieren. Vereinfacht gesagt, handelt es sich bei einer UOUP um eine Benutzerschnittstelle von einem bereits entwickelten Medizinprodukt, für das keine ausreichenden Aufzeichnungen des Usability Engineering Prozesses nach der aktuellen Norm verfügbar sind. Hierbei gilt es allerdings genau hinzuschauen und die in der Norm definierten Voraussetzungen für die Anwendung des UOUP-Prozesses exakt zu prüfen, bevor man sich auf diesen Pfad begibt.

Ausmaß der Änderung an einem bestehenden User Interface eines Medizinprodukts, das dem Usability Engineering Prozess bereits unterzogen wurde: Bei geringen Modifikationen bereits gemäß Usability Engineering Prozess zugelassener Medizinprodukte kann der Usability Engineering Aufwand auf die geänderten Elemente der Benutzerschnittstelle und deren Auswirkungen auf die Nutzung des Produkts konzentriert werden. Wenn die Modifikationen die Benutzerschnittstelle und die Use Specification nicht beeinflussen, ist möglicherweise kein zusätzlicher Usability Engineering Aufwand erforderlich. Entscheidend ist hierbei oft die Frage: Führt die Modifikation zu neuen potenziellen Use Errors, die zu Risiken in einem nicht-akzeptablen Bereich führen?

Nachdem die grundlegenden Faktoren zuvor andiskutiert wurden, welche als Argumentationsgrundlage für eine Anpassung des Usability Engineering Prozesses herangezogen werden können, wird dies im Folgenden anhand von praktischen Beispielen verdeutlicht.

2Die Grundlage der Anpassung

Da Medizinprodukte und ihre Benutzerschnittstellen (User Interfaces) in Bezug auf Komplexität, Nutzungsumgebung und potenzielle Risiken stark variieren können, ist es nicht immer notwendig oder praktikabel, den Usability Engineering Prozess in identischem Umfang für jedes Produkt anzuwenden. Die IEC 62366-1:2015 erkennt dies an und erlaubt eine Anpassung des Usability Engineering Aufwands. Die Begründung hierfür liegt in der Notwendigkeit, den Prozess flexibel zu gestalten, um ihn an die spezifischen Merkmale des Medizinprodukts und seiner beabsichtigten Nutzung anzupassen. Die regulatorische Basis liefert Kapitel 4.3 „Tailoring of the usability engineering effort“ der IEC 62366-1:2015, welche diese Anpassungsmöglichkeit explizit thematisiert.  

4Praktische Anwendungsbeispiele

Um die zuvor theoretisch dargelegten Faktoren praktisch zu verdeutlichen, werden im Folgenden zwei Medizinprodukte mit sehr unterschiedlichen Benutzerschnittstellen und Nutzungskontexten verglichen.

Bild 1 Vergleich Medizinprodukte 2

Als Beispiel für ein Medizinprodukt mit einer Benutzerschnittstelle, die einen geringen Usability Engineering Aufwand rechtfertigen könnte, wird eine Lanzette zur Blutzuckermessung herangezogen. Mögliche Argumentationsansätze könnten die folgenden Aspekte umfassen:

  • User Interface geringer Komplexität: Man könnte argumentieren, dass die Benutzerschnittstelle dieses manuell bedienbaren Stechhilfegerätes zur kapillaren Blutentnahme bei Diabetikern zumeist aus einem mechanischen Auslöseknopf und einer einfachen Tiefeneinstellung durch Drehmechanismus besteht. Zudem besitzt das Gerät keine Softwarebestandteile. Somit beschränkt sich die Mensch-Produkt-Interaktion auf wenige, klar definierte Schritte.
  • Geringer anzunehmender Schadensschweregrad: Die Analyse identifizierter hazard-related use scenarios könnte einen geringen bis mittleren Schadensschweregrad ergeben (z. B. leichte Verletzung ohne Notwendigkeit einer medizinischen Behandlung sowie ein geringes Infektionsrisiko).
  • Geringe Komplexität der Use Specification: Man könnte argumentieren, dass die Benutzerprofile klar definierbar sind und Benutzer in der Regel mit dem Gerät vertraut sind.

Die Betrachtung eines integrierten Anästhesie-Arbeitsplatzes mit Beatmung, Monitoring, Gasversorgung und Touchscreen-Steuerung könnte hingegen zum Ergebnis kommen, dass umfangreiche Usability Engineering Aktivitäten notwendig sind. Diese Erkenntnis beruht auf den folgenden Punkten:

  • User Interface hoher Komplexität: Das Medizinprodukt besitzt ein breites Spektrum an Benutzerschnittstellen. So kann dies neben mehreren Displayebenen mit Touchsteuerung ein Alarmsystem sowie numerische Eingaben umfassen.
  • Hoher anzunehmender Schadensschweregrad: Die Analyse der hazard-related use scenarios ergibt Schadensschweregrade im hohen bis kritischen Bereich (z. B. im Zusammenhang mit fehlender Beatmung beim Einleiten der Narkose oder der Verzögerung lebensrettender Maßnahmen) als Folge möglicher Use Errors.
  • Hohe Komplexität der Use Specification: Die Bedienung dieses Medizinproduktes erfolgt wahrscheinlich durch verschiedene Nutzergruppen. Die Use Specification könnte also mehrere intended user profiles, wie zum Beispiel Anästhesisten, Pflegepersonal oder Techniker, die wiederum konfigurierbare, hoch individuelle Benutzerprofile bedingen, umfassen.

Der kurze Vergleich dieser Medizinprodukte verdeutlicht, wie unterschiedlich die Bewertung der einzelnen Faktoren ausfallen kann. Somit ergibt sich ein entsprechender Spielraum für die Anpassung des Usability Engineering Umfangs.

5Wie geht man vor und welche Aktivitäten können angepasst werden?

Der Standard sowie der zugehörige technische Report IEC TR 62366-2:2016 deuten auf Aktivitäten des Usability Engineering Prozesses hin, die zwingend durchgeführt werden müssen, wohingegen bei anderen Aktivitäten mehr Handlungsspielraum besteht. Hierbei empfehlen wir das folgende Vorgehen.

Schritt 1 – Erstelle die Entscheidungsgrundlage

Wie zu Beginn erwähnt, steht die sichere Medizinprodukteentwicklung im Fokus des Standards. Um dies zu gewährleisten sind zunächst die folgenden, wichtigen Basisaktivitäten durchzuführen:

Die konzeptionelle Beschreibung der Benutzerschnittstellen (User Interface Description) des Medizinprodukte, welche die safety-related User Interface Characteristics beinhaltet

  1. Das Erstellen einer Use Specification
  2. Die Durchführung einer Nutzungsrisikoanalyse mittels
    • Analyse der vorhandenen Post-Production / Post-Market Information sowie (der Fokus liegt hierbei auf bekannten use errors, die zu Nutzungsrisiken führen können)
    • Analyse aller hazard-related use scenarios (der Fokus liegt hierbei auf potenziellen use errors, die zu Nutzungsrisiken führen können)

Optimalerweise basieren diese Informationen auf umfangreichen User Research Aktivitäten sowie einer fundierten, hausinternen Datenbasis in Bezug auf Beschwerden und Reklamationen. Dies sollte durch eine ausführliche Recherche in relevanten Datenbanken ergänzt werden. Hinzu kommt die systematische Identifikation von potenziellen use errors im Rahmen der Erstellung der hazard-related use scenarios.

Relevante Aktivitaeten zum Tailoring 1 scaled 1

Schritt 2 – Analysiere die Einflussfaktoren

Ist ausführliches Wissen in Form der User Interface Description, der Use Specification sowie der Nutzungsrisikoanalyse vorhanden, kann eine detaillierte Analyse der zuvor genannten Einflussfaktoren erfolgen, indem zum Beispiel die Komplexität des User Interfaces und der Use Specification sowie der anzunehmende Schadensschweregrad aufgearbeitet werden.

Schritt 3 – Definiere und dokumentiere die Anzahl und den Umfang der weiteren Usability Engineering Aktivitäten

In Abhängigkeit der Vollständigkeit und Detailtiefe der Use Specification sowie der bekannten und möglichen Use Errors wird nun der Umfang der weitere Usability Engineering Aktivitäten definiert. Dies umfasst vor allem den weiteren Umfang an

  • User Research Aktivitäten: Der Umfang richtet sich nach dem Ausmaß bestehender Lücken in der Use Specification, etwa zu Nutzergruppen, vorherrschenden Arbeitsabläufen oder Nutzungsumgebungsspezifikationen.
  • User Interface-Design-Iterationen: Je nach Komplexität reichen wenige Designschleifen bis hin zu umfangreichen iterativen Entwicklungszyklen. Design-Iterationen sollten stets Hand-in-Hand mit formativen Evaluationen geplant werden.
  • Formativen Evaluationen: Diese dienen der Identifikation von Problemen beim Gebrauch noch unausgereifter User Interfaces, um darauf aufbauend Design-Optimierungen durchzuführen. Die Anzahl und Tiefe dieser Evaluationen können variieren, in gewissem Maße gesteuert werden (etwa durch die Art der ausgewählten Evaluationsmethoden oder der Anzahl teilnehmender Testnutzer) und sind oft vom Umfang und Status der vorhanden User Interface Prototypen abhängig.
  • Summativer Evaluationsaktivität: Diese dient dazu, objektive Nachweise dafür zu erbringen, dass das nutzungsbezogene Restrisiko auf akzeptablem Niveau ist. Hier findet meist die Methode des Usability Tests Anwendung. Der Umfang einer summativen Evaluation wird durch die Risiken und die Vielfalt der Hazard-related Use Scenarios sowie den damit verbundenen User Groups bestimmt. Wenn nach der summativen Evaluation Änderungen am User Interface vorgenommen werden müssen, können zusätzliche Evaluationen notwendig werden, falls weitere Nutzungsrisiken durch die Änderungen verursacht werden könnten. Diese lassen sich allerdings auf die betroffenen Interaktionen/Teile der Schnittstelle konzentrieren.

Wichtig – Denken Sie an das Deliverable: Insbesondere die Festlegung der Anzahl sowie des Umfangs der durchzuführenden formativen Usability Evaluationen und die Methodik der summativen Evaluation sollten im User Interface Evaluation Plan festgehalten werden.

Fazit

Die IEC 62366-1:2015 ermöglicht ein flexibles und risikobasiertes Vorgehen bei der Anwendung des Usability-Engineering-Prozesses. Dies ist sinnvoll und zugleich notwendig, um ein Optimum an Sicherheit, Aufwand und Produktqualität zu erreichen. Die Anpassung des Usability Engineering Aufwands ermöglicht es Herstellern, diesen Prozess effizient zu gestalten, indem sie den Umfang an die spezifischen Risiken und die Komplexität des Produkts anpassen. Ein strategisches Tailoring, also eine maßgeschneiderte Definition der Usability Engineering Aktivitäten, ermöglicht es, Regelkonformität und Wirtschaftlichkeit im Entwicklungsprozess in Einklang zu bringen. Nehmen Sie sich diese Zeit zu Beginn Ihres Entwicklungsprozesses, um hier für sich Klarheit zu schaffen und sich viel Aufwand und Mühe im weiteren Projektverlauf zu sparen.

Achten Sie bei der Anpassung allerdings stets auf die Stimmigkeit Ihrer Argumentation, um die Einhaltung der Anforderungen gemäß IEC 62366-1:2015 sicherzustellen. Zuletzt folgende Anmerkung: Die IEC 62366-1 konzentriert sich strikt darauf, den Usability Engineering Prozess anzuwenden, um die Gebrauchstauglichkeit von Medizinprodukten in Bezug auf die Sicherheit zu optimieren. Umfangreichere Usability Aktivitäten sind somit eventuell nicht regulatorisch vorgeschrieben und nicht notwendig, um „durchzukommen“. Allerdings führen diese darüber hinausgehenden Aktivitäten häufig zu eben den nutzerzentrierten Verbesserungen, die letztendlich die Nutzerzufriedenheit im Arbeitsalltag ausmachen und somit über den Erfolg oder Misserfolg Ihres Produktes entscheiden.

Disclaimer

Die in diesem Fachartikel dargestellten Informationen zu Normen und Standards wurden nach bestem und fundiertem Erfahrungswissen dargelegt. Sie spiegeln hierbei rein die Meinung des Autors wider. Es kann keine Gewähr für die Vollständigkeit, Aktualität und Richtigkeit der Angaben übernommen werden. Normen unterliegen regelmäßigen Überarbeitungen und Änderungen, die hier nicht immer unmittelbar berücksichtigt werden können. Dieser Artikel stellt keine verbindliche Normberatung dar und ersetzt keine Prüfung der jeweils gültigen Normen durch qualifizierte Fachpersonen oder offizielle Stellen. Für die Anwendung der Normen und deren Auslegung sind stets die aktuell gültigen Originaldokumente sowie die zuständigen Normungsorganisationen maßgeblich.

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Als Usability-Engineering-Spezialisten unterstützen wir von USE-Ing. Sie gerne bei der Anpassung des Usability Engineering Aufwands im Rahmen Ihrer Medizinproduktentwicklung. Sie haben Fragen? Sprechen Sie uns gerne an

Der USE-Ing. Kompass

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USE-Ing. and IRNAS: Partnership for User-Centric, Cost-Effective, and Innovative Solutions in Global Markets

Collaboration for the Development of Better, User-Centric Devices

IRNAS and USE-Ing. have officially announced their partnership to develop innovative and user-centric solutions for various industries. The two companies are pooling their resources to promote sustainable and long-lasting solutions that are tailored to the needs and workflows of users.

With a broad spectrum of industries and sectors, including consumer goods, medical technology, and security technology, USE-Ing. and IRNAS will jointly shape the future of the industry.

Experienced team develops user-centric solutions with IRNAS partnership

USE-Ing. is composed of an interdisciplinary research and design team of experienced usability engineers, psychologists, HMI, and UX designers. This team has developed a deep understanding of users and their needs in their professional everyday life and is capable of identifying and addressing technological challenges to ensure a better user experience.

„The partnership with IRNAS enables USE-Ing. to have a more agile and reliable solution creation process,“ says Marcus Jenke, Managing Director of USE-Ing. „The experienced collaboration with such a highly professional and motivated team allows us to focus more on overcoming the challenges that come with designing the most user-friendly and pleasant user interaction possible, without stumbling over the hurdles of technical implementation. True user acceptance is only sustained in the long term if thoughtful ergonomics and usability are maintained and can be found in the final product on the market.

The unique combination of in-house manufacturing and multidisciplinary engineering experts with comprehensive experience in building devices using rapid prototyping methods allows IRNAS to develop cost-effective and time-optimized solutions for various industries. The solution design that enables an intuitive user experience significantly increases satisfaction and product success.

„The partnership with USE-Ing. enables IRNAS to offer an overall better development service,“ says Luka Banović, Product Development Lead at IRNAS. „Working with a company that specializes in engaging with users at such a profound level like USE-Ing. makes our life as a product development house much easier. Well-thought-out products last longer and are not so quickly outdated. This aligns perfectly with the vision and values of IRNAS, not just to manufacture more devices, but to keep the devices that come to market as relevant as possible for as long as possible, thereby creating the greatest added value.

Both our companies are based in Europe, but they offer their products and services on the global market, assisting some of the largest companies in the most demanding sectors in the introduction of innovative solutions.

About the companies USE-Ing. and IRNAS

USE-Ing. GmbH is a German human factors engineering and design service company with the mission to develop technology for and especially with users. Since 2018, USE-Ing. has become a renowned provider of professional services in the fields of human-centered product development, UX/UI design, ergonomics, usability optimization, and user-centered innovation. Involving real users at the right time and in the right way in the product development cycle is our distinguishing feature in the market. In the context of digitalization, automation, and demographic change, we support industrial companies from medical technology, aviation, and mechanical engineering in the user-friendly design of products. That’s why USE-Ing. recruits professional users who co-design and evaluate high-tech products throughout the entire development process, thus ensuring that „the right thing is built before it’s built.“ 

IRNAS is a custom hardware development company based in Maribor, Slovenia. Since 2011, IRNAS has evolved into a visible, well-established design house covering many industrial areas. IRNAS offers electronics engineering, firmware development, software development, prototyping, and automated testing, as well as design for manufacturing and production management. With its constantly evolving in-house production capabilities, IRNAS ensures that it remains one of the fastest design and prototyping companies in this part of the world. IRNAS is one of the few EU-based design partners of Nordic Semiconductor and develops specialized solutions with BLE and mobile connectivity. In the past two years, IRNAS has also focused on becoming an expert in the integration of machine learning in devices. Their expertise in this area has been further advanced through a development partnership with Edge Impulse.

We are happy to support you holistically and user-centered in your development process. If you are interested, our experts are at your disposal with advice and action. Get in contact

Links

Here you can find the link to the article at IRNAS: https://www.irnas.eu/irnas-and-use-ing-collaboration/

Human-Centered-Design, a Corporate Philosophy

Understanding the intrinsic value of the Human-Centered-Design maturity

The term „user-centered design“ traditionally refers to the development of interactive systems, such as physical products like machine tools or digital services like cloud-based management dashboards, with a focus on the actual user. In the endeavor to further optimize these interactive systems, the human-centered approach has long been of relevance not only in selected phases of development.
Looking at the guiding principles of global players, one can recognize the penetration of the HCD approach (Human-Centered Design) down to the lowest levels.

This not only brings advantages for the later users in our modern work world through a positive user experience and effective, efficient, and satisfying interaction with these systems. The more deeply the „human-centered“ approach is embedded in companies (so-called HCD maturity), the more stakeholders are influenced by it. Thus, it would be wrong to consider such a level of maturity merely as an effort. Instead, it represents a source of sustainable and socially responsible innovative strength. This can be used to create superior products and services as well as a more desirable work environment.

TIP:

„HCD affects industries such as medical technology, not only impacting the professionals who often represent the primary users. Developers and product owners feel that their individual strengths and personality are valued and utilized, and that they can engage in responsible and meaningful work. Patients feel secure and acknowledged through this focus on health, safety, and well-being in dealing with human-centered interactive systems.“

 

But where should one start? In the daily work jungle, such approaches may seem more ideological in nature, or aren’t they?

Often, it helps to first gain clarity about the associated activities through a clear and holistic structure to be able to tackle the first steps purposefully. The ISO 9241-220 provides the corresponding framework in the form of the holistically oriented HCD process model. In this model, HCD activities of various process categories (levels) are structured in the context of internal company processes and hierarchies. These range from everyday, operational work in and around projects to organizational and structural processes up to the overarching corporate strategy. Within these categories, numerous sub-processes can be carried out to improve the overall HCD maturity level. While at the highest level, guiding principles and corporate policies need to be aligned with human-centered design to sustainably increase the HCD maturity level, only the individual necessary actions in the daily development routine of experts in their respective fields lead to an initiative (introduction of HCD processes) and constant (operation of HCD processes) advancement of the HCD processes.

Prozess modell
Based on ISO 9241-220:2019-03

Central to this is the human-centered quality, which can extend across all areas, from specific product interface quality to the work quality of development teams. Potential HCD processes must first be identified, which are possible at all levels of the HCD process model.

TIP:

„HCD processes must first be planned and managed and brought into the right usage context. Subsequently, the requirements are specified, which are to be shaped through human-centered design. These must then be evaluated by the decisive and representative users using appropriate metrics within the respective HCD process.“

To iteratively improve these in the respective areas, it is therefore essential for all participants to understand and comprehend the following aspects: the purpose of an HCD process, such as tapping into new customer segments through information about new usage contexts and user needs – the associated benefits, such as claiming more market shares through knowledge of the necessary usage requirements and relevant acceptance criteria and the ability to effectively utilize them in development – the translation into outcomes, such as faster and more comfortable operation in the respective work task, which can lead to the consolidation of an innovative and forward-looking company image – through human-centered activities, such as continuous usage context analysis in the respective product development process, which is to be carried out sustainably and socially responsibly.

Responsible handling of such HCD processes always involves a constant assessment of the associated potential opportunities as well as expenditures and risks in the context of developing interactive systems. Achieving a „human-centered design“ maturity level thus represents not a sprint, but a marathon, in which, however, every step in the right direction pays off.

Contributions in this topic field

Standards & References