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Schlagwort: Human-Centered-Design

Human-Centered-Design, eine Unternehmensphilosophie

Human-Centered-Design

Der Begriff „nutzerzentrierte Gestaltung“ (engl. Human-Centered-Design) steht im klassischen Kontext der Entwicklung von interaktiven Systemen, wie z.B. physische Produkte wie Werkzeugmaschinen oder digitale Services wie cloudbasierte Management-Dashboards, für eine Ausrichtung in Richtung des tatsächlichen Anwenders. In der Bestrebung diese interaktiven Systeme weiter zu optimieren scheint der menschzentriete Ansatz schon längst nicht mehr nur in einzelnen, ausgewählten Phasen der Entwicklung von Relevanz zu sein.
Betrachtet man die Leitbilder von Global Playern so kann man die Durchdringung des HCD-Ansatzes (Human-Centered-Design) bis in die untersten Ebenen erkennen.

Dies birgt in unserer modernen Arbeitswelt nicht nur für die späteren Anwender Vorteile durch ein positives Nutzererlebnis und einen effektiven, effizienten und zufriedenstellenden Umgang mit diesem interaktiven System. Je weiter die Durchdringung des „menschzentrierten“ Ansatzes in Unternehmen ausgeprägt ist (sog. HCD-Reifegrad), umso mehr Stakeholder werden davon beeinflusst. Es wäre also falsch einen solchen Reifegrad nur als Aufwand zu betrachten. Vielmehr stellt er die Quelle einer nachhaltigen und sozial verantwortlichen Innovationskraft dar. Diese kann genutzt werden, um überlegenere Produkte und Services sowie ein erstrebenswerteres Arbeitsumfeld zu erschaffen.

TIPP:

„HCD wirkt sich in Branchen wie z.B. der Medizintechnik nicht nur auf die Fachkräfte aus, welche oft die primären Anwender darstellen. Entwickler und Product-Owner erhalten das Empfinden, das ihre individuellen Stärken und Persönlichkeit geschätzt und eingesetzt werden und dass Sie einer verantwortungsvollen und bedeutsamen Arbeit nachgehen können. Patienten fühlen sich durch diese Ausrichtung auf Gesundheit, Sicherheit und Wohlbefinden im Umgang mit menschzentrierten interaktiven Systemen sicher und wahrgenommen.“

 

Doch wo soll man anfangen? In dem täglichen Arbeitsdschungel scheinen solche Ansätze wohl mehr ideologischer Natur zu sein, oder etwa nicht?

Oftmals hilft es zunächst Klarheit über die damit verbundenen Aktivitäten durch eine eindeutige und gesamtheitliche Struktur zu erlangen, um gezielt die ersten Schritte angehen zu können. Die ISO 9241-220 gibt einem das dazu passende Framework in Form des gesamtheitlich ausgerichteten HCD-Prozess-Modells vor. In diesem werden HCD-Aktivitäten verschiedener Prozess-Kategorien (Level) im Kontext von unternehmensinternen Abläufen und Hierarchien aufgezogen. Diese reichen von der alltäglichen, operativen Arbeit um und in Projekten über organisatorische und strukturelle Abläufe bis hin zur übergeordneten Unternehmensstrategie. Innerhalb dieser Kategorien können zahlreiche Sub-Prozesse zur Verbesserung des gesamtheitlichen HCD-Reifegrades durchgeführt werden. Während auf höchster Ebene Leitbilder und Unternehmenspolitik gezielt menschzentriert auszurichten sind, um den HCD-Reifegrad nachhaltig zu erhöhen, führen nur die einzelnen notwendigen Handlungen im Entwicklungsalltag von Experten in ihrem jeweiligen Fachgebiet zu einem initiativen (einführen von HCD-Prozessen) und konstanten (betreiben von HCD-Prozessen) Voranschreiten der HCD-Prozesse.

Prozess modell
in Anlehnung an ISO 9241-220:2019-03

Als zentrales Gütekriterium ist dabei die menschzentriete Qualität (engl. human-centered-quality) anzusehen, welche sich über sämtliche Bereiche, von der spezifischen Produkt-Interfacequalität bis hin zur Arbeitsqualität der Entwicklungsteams, erstrecken kann. Zunächst müssen potenzielle HCD-Prozesse identifiziert werden, welche auf allen Leveln des HCD-Prozess-Modells möglich sind.

TIPP:

„HCD-Prozesse müssen zunächst geplant und gemanagt werden und in den richtigen Nutzungskontext gebracht werden. Anschließend werden die Anforderungen spezifiziert, welche durch ein menschzentriertes Design in Gestalt gebracht werden. Diese gilt es anschließend durch die entscheidenden und repräsentativen Anwender unter dem Einsatz von adäquaten Metriken innerhalb des jeweiligen HCD-Prozesses zu evaluieren.“

Um diese in den jeweiligen Bereichen iterativ zu verbessern ist es daher unumgänglich, dass dazu für alle Beteiligten folgende Aspekte verständlich und nachvollziehbar sind: der Grund (engl. Purpose) eines HCD-Prozesses, wie z.B. das Erschließen neuer Kundensegmente durch Informationen über neue Nutzungskontexte und Anwenderbedürfnisse – die damit verbundenen Vorteile (engl. Benefits), wie z.B. das in Anspruch nehmen von mehr Markanteilen durch das Wissen über die notwendigen Nutzungsanforderungen und relevanten Akzeptanzkriterien und die Fähigkeit diese effektiv sich in der Entwicklung zu Nutze zu machen – den Transfer in Ergebnisse (engl. Outcomes), wie z.B. eine schnellere und komfortablere Bedienung in der jeweiligen Arbeitsaufgabe, welche zur Festigung eines innovativen und zukunftsorientierten Unternehmensbild führen kann – durch menschzentrierte Aktivitäten (engl. Activities), wie z.B. eine kontinuierliche Nutzungskontext-Analyse im jeweiligen Produktentwicklungsprozess, welche nachhaltig und sozial verantwortungsvoll durchzuführen ist.

Ein verantwortungsvoller Umgang derartiger HCD-Prozesse beinhaltet zu jederzeit eine konstante Abschätzung der damit verbundenen potenziellen Möglichkeiten aber auch Aufwendungen und Risiken im Kontext der Entwicklung von interaktiven Systemen. Das Erreichen eines „human-centered-design“-Reifegrads stellt somit keinen Sprint, sondern einen Marathon dar, in welchem sich jedoch jeder Schritt in die richtige Richtung bezahlt macht.